Falldarstellung

Eine 62-jährige Frau stellt sich bei ihrem Hausarzt vor, um ihre Arthrosebehandlung zu besprechen. Sie wird von ihrer Tochter begleitet, die erwähnt, dass sie eine seltsame orange Farbe an den Handflächen ihrer Mutter bemerkt hat (Abbildung).

Die Patientin ist ansonsten gesund. Der Rest ihrer Haut und ihre Skleren sind normal im Aussehen. Sie nimmt seit langem Meloxicam und Paracetamol gegen ihre Arthritis ein.

Diagnose

Die richtige Diagnose ist Karotinämie. Dabei handelt es sich um ein harmloses Phänomen, das bei Patienten auftritt, die nahrungsabhängig sind oder die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, die β-Carotin oder andere Carotinoide wie Canthaxanthin enthalten. Es handelt sich um eine Punktdiagnose.

Auf die Frage nach ihrer Ernährung erklärt die Patientin, dass sie im letzten Jahr einen Naturheilkundler wegen ihrer Arthritis konsultiert hat. Sie nimmt nun eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln ein und isst große Mengen an Obst und Gemüse. Sie sagt, dass sie täglich frischen Gemüsesaft aus Karotten herstellt.

Ursachen

Carotinämie wird in der Regel durch eine übermäßige Aufnahme von Carotinoiden, wie z. B. β-Carotin, verursacht, die im Körper in Vitamin A (Retinol) umgewandelt werden und zur normalen Hautfarbe beitragen. Carotinoide kommen in der normalen Ernährung vor, die Quelle sind orangefarbene Früchte und Gemüse. Bei übermäßigem Verzehr (meist bei Patienten, die große Mengen Karottensaft trinken) ist der Carotinoidspiegel im Blut erhöht und das Pigment wird in der Haut abgelagert und mit dem Schweiß ausgeschieden. Die Ablagerung ist dort am auffälligsten, wo das Stratum corneum am dicksten ist: an den Handflächen und Fußsohlen.

Es gibt eine seltene angeborene Stoffwechselstörung, bei der die metabolische Umwandlung von Carotinoiden in Vitamin A gestört ist und eine Carotinämie entsteht. Der Beginn liegt in diesem Fall im Säuglingsalter. Die metabolische Umwandlung kann auch bei Patienten mit Lebererkrankungen blockiert sein.

Behandlung

Eine auffällige orangefarbene Verfärbung, die sich auf die Handflächen und Fußsohlen bei einer ansonsten gesunden Person beschränkt, ist ungewöhnlich. Eine gelbe oder orangefarbene Verfärbung der Haut kann bei ernsten Erkrankungen auftreten und mit einer Karotinämie verwechselt werden. Die Verfärbung bei solchen Erkrankungen ist in der Regel generalisiert. Bei Gelbsucht (Hyperbilirubinämie) betrifft die Verfärbung die Skleren.

Bei jedem Patienten mit gelber oder oranger Hautverfärbung sollten die folgenden Erkrankungen in Betracht gezogen werden:
– Hyperlipidämie
– Diabetes
– Nierenerkrankung
– Hypothyreose
– Lebererkrankung.

Für diesen Patienten wurde es daher als notwendig erachtet, routinemäßige biochemische Tests (Nüchternlipide, Blutzucker, Schilddrüsen-stimulierendes Hormon , Leberfunktionstests) durchzuführen. Die Ergebnisse waren normal, und es genügte die Beruhigung bezüglich der Ursache ihrer Hautverfärbung. Man riet ihr, den Verzehr von Karottensaft und carotinoidhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln zu reduzieren, damit sich die Farbe ihrer Handflächen allmählich wieder normalisiert.

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