PATHOGEN SICHERHEITSDATENBLATT – INFEKTIONSSTOFFE

Abschnitt I – INFEKTIONSSTOFF

NAME: Proteus spp. (zu den Humanpathogenen gehören P. mirabilis, P. vulgaris, P. penneri und P. hauseri)

SYNONYM ODER CROSSREFERENZ: Manchmal als Mitglieder des Stammes Proteeae bezeichnet Fußnote 1. Ehemalige Arten der Gattung Proteus jetzt homotypische Synonyme mit anderen Arten: P. inconstans mit Providencia alcalifaciens, P. morganii mit Morganella morganii, und P. rettgeri mit Providencia rettgeri Fußnote 2.

CHARAKTERISTIK: Proteus spp. bestehen aus gramnegativen, beweglichen, aeroben, stäbchenförmigen Bazillen, die zur Familie der Enterobacteriaceae Fußnote 3, Fußnote 4 gehören. Die Mitglieder der Familie Enterobacteriaceae sind im Allgemeinen 0,3 bis 1,0 mm breit und 0,6 bis 6,0 mm lang Fußnote 3. Sie sind Urease-positiv und bilden Schwarmzellen, die eine schwärmende Motilität auf festen Medien ermöglichen. Sie sind Teil der normalen Flora des menschlichen Gastrointestinaltrakts.

KAPITEL II – GEFAHREN-IDENTIFIZIERUNG

PATHOGENIE/TOXIZITÄT: Proteus spp. werden häufig mit komplizierten Harnwegsinfektionen (UTIs) in Verbindung gebracht Fußnote 1, Fußnote 3-Fußnote 5. Sie betreffen im Allgemeinen die oberen Harnwege (häufiger Infektionsort) und verursachen Infektionen wie Urolithiasis (Steinbildung in Niere oder Blase) Fußnote 3, Fußnote 4, Zystitis Fußnote 4 und akute Pyelonephritis. Seltene Fälle von Bakteriämie, verbunden mit Harnwegsinfektionen, mit Proteus spp. wurden ebenfalls berichtet Fußnote 1. Andere Infektionen umfassen Septikämie und Wundinfektionen. Nach Anheftung und Kolonisation im Harntrakt setzen Proteus spp. Urease frei, die die Umwandlung von Harnstoff in Ammoniak und CO2 katalysiert Fußnote 3, Fußnote 5. Dies führt zu einer Senkung des Urin-pH-Wertes und kann schließlich zur Bildung von Nieren- oder Blasensteinen führen. P. mirabilis verursacht die meisten Infektionen unter allen Proteus spp.

EPIDEMIOLOGIE: Infektionen mit Proteus spp. kommen weltweit vor und Proteus spp. sind Teil der menschlichen DarmfloraFußnote 1 ,Fußnote 3 -Fußnote 5 . Sie sind auch in der Umwelt weit verbreitet, unter anderem bei Tieren, im Boden und in verschmutztem Wasser. Sie sind wichtige Erreger von ambulant erworbenen und nosokomialen Harnwegsinfektionen; in Europa und Nordamerika sind 4 bis 6 % der Proteus-Infektionen ambulant erworben und 3 bis 6 % nosokomialFußnote 3 . Proteus spp. gelten allgemein als pathogen für junge Menschen und als opportunistische Erreger für ältere MenschenFußnote 4 . Die Infektionsrate ist bei älteren Menschen am höchsten, insbesondere bei solchen mit Dauerkathetern (Langzeitkatheterisierung) oder unter häufiger AntibiotikatherapieFußnote 1 ,Fußnote 4, Fußnote 5 . Weitere Zielgruppen sind vorpubertäre Männer und Frauen, wobei eine höhere Infektionsrate bei unbeschnittenen Männern berichtet wirdFußnote 4 . Personen mit Langzeitkatheterisierung oder strukturellen Anomalien des Harntrakts sind anfälliger für Infektionen mit Proteus spp.Fußnote 1 ,Fußnote 4 ,Fußnote 5 . Über nosokomiale Ausbrüche mit antibiotikaresistenten Proteus spp. wurde berichtetFußnote 4 .

HOSTBEREICH: Menschen Fußnote 3.

INFEKTIVE DOSIERUNG: Unbekannt.

ÜBERTRAGUNGSWEISE: Proteus spp. sind Teil der menschlichen Darmflora Fußnote 1, Fußnote 3-Fußnote 5 und können beim Verlassen dieses Ortes Infektionen verursachen. Sie können auch durch kontaminierte Katheter (insbesondere Harnkatheter) Fußnote 1, Fußnote 4, Fußnote 5 oder durch versehentliche parenterale Inokulation übertragen werden. Der spezifische Übertragungsweg ist jedoch nicht bekannt.

INKUBATIONSDAUER: Unbekannt.

KOMMUNIKABILITÄT: Eine Übertragung von Proteus spp. von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.

Abschnitt III – DISSEMINATION

RESERVOIR: Menschen Fußnote 1, Fußnote 3, Fußnote 4, Tiere, Vögel Fußnote 3 und Fische. Proteus spp. sind in der Umwelt weit verbreitet, einschließlich Boden, Wasser und Kanalisation Fußnote 1, Fußnote 4.

ZOONOSIS: Keine.

VECTOREN: Keine.

ABSCHNITT IV – STABILITÄT UND VIABILITÄT

WIRKSTOFFUNTERSUCHBARKEIT: Proteus spp. sind generell empfindlich gegenüber Breitspektrum-Cephalosporinen, Aminoglykosiden und Imipenem Fußnote 3. P. mirabilis ist auch empfindlich gegenüber Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Ampicillin, Amoxicillin und Piperacillin. P. vulgaris und P. penneri sind auch empfindlich gegenüber Cefoxitin, Cefepime und Aztreonam. P. mirabilis ist resistent gegen Nitrofurantoin. Bei uneingeschränkter Anwendung kann sich eine Resistenz gegen Ciprofloxacin entwickeln. P. vulgaris und P. penneri sind resistent gegen Piperacillin, Amoxicillin, Ampicillin, Cefoperazon, Cefuroxim und Cefazolin. P. penneri ist resistenter gegen Penicillin als P. vulgaris. Die Resistenz gegen β-Laktamasen bei Proteus spp. ist im Kommen Fußnote 4. Carbapenem-Resistenz, einschließlich pan-resistenter Isolate, wurden in Indien beschrieben Fußnote 6.

Empfindlichkeit gegenüber Desinfektionsmitteln: Gram-negative Bakterien sind generell empfindlich gegenüber einer Reihe von Desinfektionsmitteln, darunter Phenolverbindungen, Hypochlorite (1 % Natriumhypochlorit), Alkohole (70 % Ethanol), Formaldehyd (18,5 g/L; 5 % Formalin in Wasser), Glutaraldehyd und Jod (0,075 g/L)Fußnote 7 .

PHYSISCHE INAKTIVIERUNG: Die Bakterien sind generell empfindlich gegenüber feuchter Hitze (121 °C für mindestens 15 Minuten) und trockener Hitze (160 bis 170 °C für mindestens 1 Stunde) Fußnote 8.

ÜBERLEBEN AUSSERHALB DES HOSTES: Proteus spp. überleben nur wenige Tage auf unbelebten Oberflächen; im Fall von P. vulgaris nur 1 bis 2 TageFußnote 9 . Sie überleben auch gut in der Umwelt im Boden, im Wasser und im AbwasserFußnote 3 .

Abschnitt V – ERSTE HILFE / MEDIZINISCH

SURVEILLANZE: Auf Symptome achten. Proteus spp. kann durch Isolierung und Differenzierung mit chromogenen Medien diagnostiziert werden (d. h. mittels kultivierter Organismen aus Urin- und Blutproben) Fußnote 3.

ERSTE HILFE/BEHANDLUNG: Verabreichung einer geeigneten Antibiotikatherapie, falls erforderlich Fußnote 3, Fußnote 4. Ansonsten erfolgt die Behandlung hauptsächlich symptomatisch.

IMMUNIZIERUNG: Keine.

PROPHYLAXIS: Keine.

Abschnitt VI – LABORGEFAHR

LABORERWORBENE INFEKTIONEN: Bislang wurden keine Fälle von laborerworbenen Infektionen gemeldet.

QUELLEN/SPECIMEN: Proben aus dem Urintrakt, Wunden und Blutproben Fußnote 3. Spezifische identifizierte Quellen sind:

P. mirabilis: Harnwege, Blut und Liquor.

P. penneri: Harnwege, Blut, Wunde, Fäkalien, Auge.

P. vulgaris: Harn- und Atemwege, Wunde und Stuhl.

Hauptgefahren: Verwendung kontaminierter Katheter (insbesondere Harnkatheter) bei medizinischen Eingriffen Fußnote 1, Fußnote 4, Fußnote 5 und versehentliche parenterale Inokulation und/oder Verschlucken von kontaminiertem Material.

Besondere Gefahren: Keine.

ABSCHNITT VII – EXPOSITIONSMASSNAHMEN / PERSONENSCHUTZ

RISIKOGRUPPEN-KLASSIFIZIERUNG: Risikogruppe 2 Fußnote 10. Die mit „Proteus spp.“ assoziierte Risikogruppe spiegelt die Gattung als Ganzes wider, aber nicht notwendigerweise die Risikogruppenklassifizierung jeder Spezies innerhalb der Gattung.

Einschließungsanforderungen: Einrichtungen, Ausrüstungen und Arbeitsverfahren der Einschließungsstufe 2 für Arbeiten mit infektiösen oder potentiell infektiösen Materialien, Tieren oder Kulturen Fußnote 11. Diese Einschließungsanforderungen gelten für die Gattung als Ganzes und nicht unbedingt für jede Art innerhalb der Gattung.

PROTECTIVE KLEIDUNG: Laborkittel. Handschuhe, wenn direkter Hautkontakt mit infiziertem Material oder Tieren unvermeidbar ist. Augenschutz muss verwendet werden, wenn ein bekanntes oder potenzielles Risiko für Spritzer besteht Fußnote 10.

Weitere Vorsichtsmaßnahmen: Alle Verfahren, bei denen Aerosole entstehen können, oder die hohe Konzentrationen oder große Volumina beinhalten, sollten in einer biologischen Sicherheitswerkbank (BSC) durchgeführt werden. Die Verwendung von Nadeln, Spritzen und anderen scharfen Gegenständen sollte strengstens eingeschränkt werden Fußnote 10. Zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen sollten bei Arbeiten mit Tieren oder in großem Umfang in Betracht gezogen werden.

Abschnitt VIII – HANDHABUNG UND LAGERUNG

Aerosole: Aerosole absetzen lassen. Während Sie Schutzkleidung tragen, decken Sie die Verschüttung vorsichtig mit einem saugfähigen Papiertuch ab und tragen Sie ein geeignetes Desinfektionsmittel auf, indem Sie am Rand beginnen und zur Mitte hin arbeiten. Ausreichende Einwirkzeit vor der Reinigung einhalten Fußnote 11.

DESINFEKTION: Dekontaminieren Sie alle Abfälle, die den infektiösen Organismus enthalten oder mit ihm in Berührung gekommen sind, bevor Sie sie durch Autoklavieren, chemische Desinfektion, Gammabestrahlung oder Verbrennung entsorgen Fußnote 11.

LAGERN: Das infektiöse Agens sollte in auslaufsicheren Behältern gelagert werden, die entsprechend gekennzeichnet sind Fußnote 11.

ABSCHNITT IX – REGULIERENDE UND ANDERE INFORMATIONEN

REGULIERENDE INFORMATIONEN: Die Einfuhr, der Transport und die Verwendung von Krankheitserregern in Kanada wird von vielen Regulierungsbehörden geregelt, einschließlich der Public Health Agency of Canada, Health Canada, Canadian Food Inspection Agency, Environment Canada und Transport Canada. Die Anwender sind dafür verantwortlich, dass sie alle relevanten Gesetze, Vorschriften, Richtlinien und Standards einhalten.

UPDATED: September 2011

VORBEREITET VON: Pathogen Regulation Directorate, Public Health Agency of Canada.

Obwohl die in diesem Sicherheitsdatenblatt für Krankheitserreger enthaltenen Informationen, Meinungen und Empfehlungen aus als zuverlässig erachteten Quellen zusammengestellt wurden, übernehmen wir keine Verantwortung für die Richtigkeit, Hinlänglichkeit oder Zuverlässigkeit oder für Verluste oder Verletzungen, die sich aus der Verwendung der Informationen ergeben. Neu entdeckte Gefahren sind häufig und diese Informationen sind möglicherweise nicht ganz aktuell.

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