Einleitung: Viele Faktoren werden bei der Beurteilung von Jungen mit möglicher Hodentorsion herangezogen, darunter auch der cremasterische Reflex (CR). Es gibt jedoch nur wenig Literatur, die die Zuverlässigkeit des CR untersucht. Wir haben versucht, den klinischen Nutzen des CR bei der Beurteilung von Jungen unterschiedlichen Alters mit akutem Skrotum zu bestätigen und zu bestimmen, ob der CR allein eine Hodentorsion diagnostiziert.
Methoden: 358 Jungen, die sich mit akuten skrotalen Schmerzen und/oder Schwellungen zwischen 1/1999-10/2002 (Alter: 0-18 Jahre) vorstellten, wurden untersucht. Anhand der Krankenakte wurde das Vorhandensein oder Fehlen einer CR beurteilt. Die Ergebnisse wurden mit den endgültigen Diagnosen verglichen, die sich aus operativen Befunden, Krankenakten und/oder telefonischem Kontakt ergaben. Die Jungen wurden nach Alter stratifiziert und statistische Analysen wurden durchgeführt.
Ergebnisse: 211 Krankenblätter waren für eine vollständige Analyse verfügbar. Das Vorhandensein von CR auf der symptomatischen Seite korrelierte mit dem Fehlen einer Hodentorsion in 167 Fällen. Das Fehlen einer CR korrelierte in 15 Fällen mit einer chirurgisch bestätigten Hodentorsion. Es gab 27 Fälle von fehlender CR bei nicht torsierten Hoden und zwei Fälle von vorhandener CR bei chirurgisch bestätigter Torsion. Die CR hatte eine Sensitivität von 88,2%, eine Spezifität von 86,2%, einen PPV von 35,7%, einen NPV von 98,9% und eine Genauigkeit von 86,3%. Bei Kindern unter 11 Jahren lag die Sensitivität bei 75 %, die Spezifität bei 83,9 % und die Genauigkeit bei 83,3 %, während bei Jungen ≥11 Jahren eine Sensitivität von 100 %, eine Spezifität von 89 % und eine Genauigkeit von 90,1 % erreicht wurde.
Schlussfolgerungen: In dieser großen Serie erwies sich eine fehlende CR als suboptimal für die Diagnose einer Hodentorsion, insbesondere bei Kindern unter 11 Jahren. Obwohl nicht unfehlbar, schloss das Vorhandensein von CR die Diagnose einer Torsion bei fast allen Kindern, unabhängig vom Alter, aus.